
Legende des seligen Härmann
Über die Leichenfahrt des seligen Härmann von Großenpinning, der im Jahre 1546 die erste steinerne Kirche in Oberkreuzberg gestiftet haben soll, hat sich im Laufe der Zeit eine Legende gebildet, Zeugnisse davon Iegen eine uralte Relieftafel in der Kirche von Oberkreuzberg und ein granitener Bildstock am Wegesrand in der Nähe von Schönberg ab.
Der Legende nach lebte er vor langer Zeit in Großenpinning, im heutigen Landkreis Straubing-Bogen, ein Adeliger auf einer Burg, der fromm und gottesfürchtig und in der weiten Umgebung wegen seines Edelsinns bekannt war. Härmann war sein Name. Den ihm unterstellten lehenspflichtigen Bauern und den zahlreichen Knechten und Mägden auf seinen Gütern war er ein fürsorgender, verständiger Herr. Einer seiner Knechte hörte beiläufig von dem alten Volksglauben, dass in der Heiligen Nacht die Tiere im Stall in menschlicher Sprache miteinander reden sollen: Ob dies stimmt, wollte er herausbringen.
Während alle bei der mitternächtlichen Christmette in der Kirche waren, versteckte sich der Knecht im Ochsenkarren und harrte der Dinge, die da kommen würden. Tatsächlich begannen die Tiere zu sprechen. Was er nun zu hören bekam, verhieß allerdings nichts Gutes. Der eine Ochse sagte zum anderen: „Das kommende Jahr wird ein trauriges werden, wenn wir unseren Herrn zur letzten Ruhe führen müssen. Ja, eine lange Fahrt steht uns bevor.“ Der Knecht traute seinen Ohren nicht und tat alles als Hirngespinst und Einbildung ab.
Im Laufe des nächsten Jahres starb Härmann wirklich. Man erfüllte seinen letzten Wunsch. Er wollte dort beerdigt werden, wohin ihn seine Zugochsen brächten. Dort sollte eine Kirche gestiftet werden. Also legte man den Leichnam auf einen Bruckwagen und spannte die zwei Ochsen davor. Die Leichenfahrt mit unbekannten Ziel begann. Als Begleitung gingen der Dorfobmann als Testamentsvollstrecker sowie die Leichenfrau und besagter Knecht mit. Der Zug führte in Richtung Deggendorf, dort über die Donau hinweg, hinein in den finsteren, fast menschenleeren, Bayerischen Wald. Nicht eine einzige Pause machten dıe Ochsen. Erst in der Nähe von Schönberg blieben die Tiere mit dem Sarg stehen, um im Schabenbach ıhren Durst zu löschen. Eben wollten die Begleiter den Leichnam vom Wagen nehmen, als die Ochsen sich wieder erhoben und trotz aller Müdigkeit noch bis zum Kreuzberg weitergingen, wo sie endgültig stehenblieben. Da wurde Härmann nun begraben und bald darauf über seinem Grab eine Kirche errichtet.
Für den Erhalt seiner Kirche hat Härmann wohl noch zu Lebzeiten gesorgt: 13 seiner lehenspflichtigen Bauern in Großenpinning mussten alljährlich 13 Gulden, 34 Kreuzer und einen Pfennig an die Kirche von Oberkreuzberg entrichten. Erst 1847 wurde diese Gattergilt abgeschafft.
Auf einem Relief am Aufgang zur Empore ist die Leichenfahrt des seligen Härmann von Großenpinning dargestellt.

Textquelle: Kirchenführer von Helmut Döringer